Der Ort Qantir/Piramesse
Die Ramsesstadt
Um ca. 1300 v. Chr. wurde die nördliche Haupt- und Residenzstadt Ägyptens aus strategischen und verwaltungstechnischen Gründen von Memphis in das östliche Nildelta verlegt. Die neue Stadt wurde „Haus-des-Ramses-geliebt-von-Amun-groß-an-Macht-des-Re-Harachte” genannt und spielte für ca. 200 Jahre eine zentrale Rolle in der Geschichte des Landes. Von hier aus regierte Ramses ll. („der Große”), der nicht nur durch seine Schlacht gegen die Hethiter bei Kadesch und den später abgeschlossenen, weltweit ersten Friedensvertrag berühmt geworden ist, sondern auch durch seine beeindruckenden Tempelbauten in Ägypten und Nubien, wie z.B. das Ramesseum in Theben oder den Festtempel von Abu Simbel.
Mit einer geschätzten Gesamtausdehnung von ca. 15 km² handelt es sich bei der Ramses-Stadt um eine der größten antiken Metropolen des östlichen Mittelmeerraums und des Nahen Ostens. Hier wohnten und arbeiteten nicht nur Ägypter sondern auch zahlreiche Ausländer, die ihre eigene materielle Kultur mitbrachten, durch welche die Stadt zu einem einzigartigen kulturellen Schmelztiegel wurde.
Die Überreste dieser Stadt liegen heute nahezu unsichtbar unter den landwirtschaftlich genutzten Feldern in der Nähe der modernen Ortschaft Qantir, ca. 100 km nördlich von Kairo und 80 km westlich von Ismailia. Lediglich ein überdimensionales Fußpaar, das einst zu einer etwa 10 m hohen Sitzstatue Ramses`II. gehörte, zeugt noch heute von der großartigen Vergangenheit dieses Ortes, denn der größte Teil der aus Stein geschaffenen Bauten und Statuen wurde nach der Aufgabe der Stadt als Residenz von späteren Generationen als bequemer Steinbruch genutzt.